Der o.a. Bericht in der Mainpost greift ein Thema auf, das erst allmählich aus der Tabu-Zone auftaucht. Dieser Artikel verdient eine positive Rückmeldung. Lesen Sie meinen leserbrief, den ich dazu veröffentlich habe.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Gut, dass es bundesweit ein Angebot für Männer gibt, die Gewalt erfahren haben – damit wird ein stark tabuisiertes Thema aus dem Dunkel der Sprachlosigkeit gehoben. Und gut, dass Sie dieses Thema aufgreifen. In dem Interview mit Herrn Dietzel wird deutlich, dass Männern, die Gewalt erfahren, auch Glauben geschenkt wird. Ein weiterer Aspekt ist m.E. wichtig: Sicher sind Frauen noch weitaus häufiger dem gewalttätigen Handeln von Männern ausgesetzt als umgekehrt. Wenn es gelingt, mehr in den Blick zu nehmen, dass auch Männer gewalttätigem Handeln von Frauen ausgesetzt sind, gelingt es vielleicht besser, die Dynamik zwischen den Frauen und Männern (oder Männern und Männern, Frauen und Frauen), in denen gewalttätiges Handeln entsteht, in den Blick zu nehmen: Die Sichweise “Hier Opfer- dort Täter/Täterin” verstellt den Zugang zur Frage, wie es zu gewalttätigem Handeln kommt: es gilt, der Stresssituation, die vor dem gewalttätigen Handeln vorliegt, die dann zu einer Wahrnehmungsverengung führt, mehr Aufmerksamkeit zu schenken, Lösungen für besseres Stressmanagement zu finden – für Frauen, die gegenüber ihren Männern gewalttätig werden, und natürlich auch für die Männer, die ihre innere Stresssituation nicht anders zu lösen wissen als mit gewalttätigem Handeln.
Erhard Scholl
Vorsitzender des Vereins
für Männer contra Gewalt